Aleppo war die zweitgrösste Stadt Syriens, ihr historisches Zentrum war einst ein UNESCO-Weltkulturerbe. Der syrische Bürgerkrieg und die anhaltenden terroristischen Attacken haben Aleppo mittlerweile weitgehend zerstört. Zahllos sind die Toten, viele flohen vor dem Inferno, wenige harren aus.
Einer, der bleibt, ist der griechisch-katholische Erzbischof. Unbeirrt führt er seine Gemeinde durch alle Gefahren und versucht auf kleinen Inseln der Barmherzigkeit, Funken der Hoffnung zu entfachen. Er ist überzeugt, dass irgendwann der Krieg vorbei sein wird und die Menschen mit dem Wiederaufbau Syriens beginnen können. Für diese Zukunft, aber auch für die prekäre Gegenwart hat er ein Ausbildungsprogramm vor allem für Jugendliche geschaffen. „Bauen, um zu bleiben“ nennt er sein Projekt, das er dank Mitteln u.a. der Limmat Stiftung ins Leben rufen konnte.
Die Nachfrage nach kompetenten Baufachleuten ist denkbar gross in Aleppo. Kurzfristig, um Reparaturen auszuführen, und langfristig – hoffentlich –, um die Stadt wieder aufzubauen. Mit seinem Ausbildungsprojekt will der Bischof nicht nur seinen Gemeindemitgliedern eine Zukunftsperspektive eröffnen. Auch Jugendliche anderer Religionen sind zur Ausbildung zugelassen. Im Mai 2015 startete ein Kurs für Schreiner und Elektriker, im August einer für Heizungsmonteure und im Januar 2016 einer für Installateure. Auch für junge Frauen wurden Lehrgänge im professionellen Nähen und in der Schönheitspflege (Coiffure, Kosmetik) organisiert. Die Lernateliers wurden im noch erhaltenen grossen Saal des Kirchgemeindehauses untergebracht, der dafür unterteilt wurde. Wegen des beschränkten Platzes, der limitierten Geldmittel und natürlich der anhaltenden Bedrohung können pro Kurs nur rund zehn Lehrlinge geschult werden. Qualifizierte Lehrer sind zwar rar, aber einige Fachleute durchaus bereit, auszuharren.
2019 kamen Kurse für computerbasiertes Bauzeichnen sowie Bild- und Grafikdesign (Photoshop) hinzu. Die meisten der Absolventen finden danach schnell Arbeit. Denn kompetente Fachleute sind gefragt in Aleppo.
Gut nachgefragt sind auch die Lehrgänge für Frauen. Sie besuchen Kurse für professionelles Nähen, Modedesign und Schönheitspflege (Coiffure, Kosmetik), um sich mit Schönheit und Chic der Hässlichkeit von Krieg und Zerstörung entgegenzustellen.
Das Projekt ist ein mutiger Versuch, auf einer kleinen Friedensinsel Hoffnung zu säen, die in Zukunft die dringend ersehnten Früchte tragen wird.
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