Guatemala ist eines jener Länder, aus denen viele Menschen in den reicheren Norden fliehen, da ihnen im Heimatland Armut, Gewalt, Korruption und politische Ohnmacht eine befriedigende Zukunft verbauen. Die Stiftung Codespa trägt in Guatemala dazu bei, dass die Begünstigten eine Chance bekommen, im eigenen Land und aus eigner Kraft ihr Leben zu verbessern.
Die Limmat Stiftung hat in Zusammenarbeit mit Fundación Codespa im unterentwickelten Hochland ein Projekt aufgegleist für die indigene Bevölkerung, die noch heute vorwiegend Tauschhandel betreibt. Im Umgang mit Geld haben sie wenig Übung. Personen aus prekären Verhältnissen nahmen 2016/17 am Projekt teil, 98 Prozent davon waren Frauen.
Die 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. In der ersten wurden die 330 Teilnehmer darin geschult, Geld bzw. die damit verbundenen Mechanismen sinnvoll und effizient zu nutzen. Je 10 bis 12 Teilnehmer gründeten eine Spar- und Krediteinheit, in der auf demokratischer Basis Kredite an Mitglieder zu einem vereinbarten Zweck vergeben und der Rückzahlungsmodus vereinbart wurde. Eine Evaluation mit einer Basismessung bei Projektbeginn und eine Zweitmessung nach Projektende knapp zehn Monate später zeigt, dass die Teilnehmer dieser Finanzgruppen
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sich bei ihren unternehmerischen Entscheidungen zunehmend von Kriterien wie Produktivität und Effizienz leiten lassen
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anfangen, zu planen und für zukünftige Vorhaben Sparbeträge zur Seite zu legen
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die Familienfinanzen bewusst einteilen und Ausgaben abwägen.
Diese Untersuchung zeigte aber auch, dass diese Gruppe zwar mehr sparte, aber ihr Einkommen und ihre Lebensbedingen nur geringfügig (+1 %) steigern konnte.
Besser abgeschnitten bei dieser Impactmessung hat eine zweite Gruppe, die zusätzlich zur Ausbildung zum Thema Geld und Erhalt eines Mikrokredits auch eine handwerkliche Ausbildung absolvierte. Die 170 Mitglieder dieser Gruppe waren alle Frauen. Sie konnten auswählen zwischen ein bis zwei Fachkursen wie Weberei, Stickerei, Textildesign und Farbkombination. Anschliessend besuchten sie Kurse zu Finanzthemen. Alle neu gelernten Fähigkeiten konnte die zweite Gruppe schnell in die Praxis umsetzen, so dass sich bei der Messung nach Kursabschluss ihr verfügbares Einkommen (+7.3 %) und ihr Vermögen (+13.9 %) erhöht hatten.
Die Impactmessung zeigte auf, wo das Projekt 2018 verbessert werden muss. Zwei Massnahmen standen im Vordergrund:
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Den Teilnehmern wird dringend geraten, auch eine Fachausbildung zu absolvieren
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Fachleute werden Kursteilabsolventen in ihrem Berufsalltag persönlich beraten und coachen.
2018 haben 350 Frauen einen Kurs neu angefangen. 100 dieser Frauen gingen einer landwirtschaftlichen Tätigkeit nach wie Anbau von Gemüse und Grundnahrungsmitteln sowie Geflügelzucht. 95 Frauen stellten Textilprodukte her wie traditionell bestickte Blusen, Servietten- und Tischtuchstickerei. Die übrigen 155 Begünstigten übten allgemeine Handelstätigkeiten aus wie Nahrungsmittelzubereitung oder Verkauf von Lebensmitteln, Bekleidung und Schuhen usw.
Absolventinnen des vorangehenden Kursjahres schlossen sich 2018 in einer selbstverwalteten Spargruppe zusammen. Sie zahlen regelmässig einen kleinen Betrag ein und äufnen so ein Gemeinschaftskapital. Erst wenn dieser Sparfonds gut funktioniert (d.h. regelmässiges Treffen aller Mitglieder, klare Aufteilung der Zuständigkeiten, fest definierte Kompetenz der Mitglieder), erhalten die Gruppenmitglieder einen Kredit. Diese strengen Kriterien sollen nicht nur Kreditausfälle minimieren, sondern animieren die Frauen auch, ihre Geschäfte bestmöglich zu führen und den Kredit nicht für andere Zwecke zu (miss)brauchen.
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