Zu ihrem Jubiläum brachte die Limmat Stiftung ein Projekt in Gang, das charakteristisch ist für die Arbeitsweise der Stiftung: ein joborientiertes, mehrstufiges Ausbildungsprojekt für jährlich 500 Frauen von ärmster Herkunft. Das Projekt-Know-how entwickelte die Limmat Stiftung ursprünglich zusammen mit ihrem Projektpartner Interactuar, Medellín. Das sogenannte Drei-Kreise-Modell transferierte die Limmat Stiftung dann von Kolumbien nach Peru, wo der Projektpartner Condoray das Modell an die lokalen Verhältnisse anpasste und erfolgreich umsetzte. In einem weiteren Süd-Süd-Austausch wird das Projekt-Know-how seit 2012 auch nach Asien, d. h. auf die Philippinen, transferiert, wo etwa 16 Millionen Menschen bzw. etwa 3 Millionen Haushalte unter der Armutsgrenze leben. Die Projektstrategie umfasst drei aufeinander abgestimmte Ebenen: Ausbildung, Beratung, Kapital (siehe Graphik)
Projektpartner ist die Foundation for Professional Training Inc. – FPTI. Seit 1982 ist die Organisation mit wachsendem Erfolg in der Frauenausbildung tätig. Bisher konzentrierte sie sich auf die fachliche Ausbildung in Hotelgewerbe, Hauswirtschaft und Handwerk. Ihr Können und ihre Disziplin machen die graduierten FPTI-Absolventinnen zu gesuchten Arbeitskräften. Mit dem 3-Säulen-Modell erweitert die NGO ihr Angebot. Geeignete Schülerinnen werden zu selbständigen Unternehmerinnen ausgebildet. Die begünstigten Frauen kommen aus vier Elendsquartieren der Stadt Cebu.
Ende 2012 startete das Projekt Micro-Enterprise Development for Women (Medew). Inhaltlich stehen zu Kursbeginn allgemeine Themen wie Hygiene, Buchhaltung, unternehmerisches Handeln, Preiskalkulation und Arbeitsorganisation auf dem Programm. Danach geht es um spezifische Kenntnisse bei der Verarbeitung von Lebensmitteln aller Art, Präsentation von Speisen, Service, Verpackung und Vertrieb. Das Curriculum sieht auch vor, dass die Teilnehmerinnen an sich selbst arbeiten, indem sie ihre Pläne konkretisieren und ihr Selbstbewusstsein stärken. Nach dieser ersten Phase erarbeiten die Absolventinnen einen Businessplan für ihr eigenes Unternehmen. Die Aufgabe der Berater in diesem Kursteil besteht darin, Pläne und Realitäten zusammenzubringen, bevor die Frauen bei ausgesuchten Mikrokreditinstituten um Geld nachfragen. Den Absolventinnen wird empfohlen, mit einem kleinen Kredit anzufangen und dann das Unternehmen langsam auszubauen, eine Marktnische zu finden und durch Qualität die Kundschaft zu überzeugen. Einige Kursabsolventinnen müssen bestärkt werden, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen, denn nach Einschätzung der Coaches haben sie realistische Erfolgschancen. Bei andern schnurrt der Traum vom eigenen Supermarkt in der Beratung vielleicht auf einen kleinen Kiosk (in den Philippinen «Sari-sari store» genannt) zusammen, der erst nach und nach bei gutem Geschäftsgang zu einem Supermarkt anwachsen wird.
Die Teilnehmerinnen des ersten Kurses waren mehrheitlich Mütter ohne Berufslehre oder höhere Schulung. Sie möchten sich im Bereich Gastronomie, Bewirtung und Verkauf weiterbilden, um das Familieneinkommen zu verbessern und die Schulen für ihre Kinder zu bezahlen. Im September 2013 schlossen die ersten 20 Absolventinnen ihren Lehrgang ab. Zehn der Absolventinnen hatten konkrete Pläne für ein eigenes Unternehmen, darunter vier, die schon vorher aktiv waren. Im September 2015 konnte nach Verzögerungen, die den mehrfachen witterungsbedingten Katastrophen geschuldet sind, auch das neue Gebäude eingeweiht werden. Im Oktober 2015 starteten weitere 214 angehende Kleinstunternehmerinnen ihre Ausbildung in den neuen Räumen. Aufgrund der Erfahrungen der Vorjahre wurde der Lehrplan leicht modifiziert. Beispielsweise wurden die Stunden in Rechnungswesen zugunsten von persönlichkeitsbildenden Workshops leicht reduziert.
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