Nach dem Hariri-Mord im Februar 2005 und dem Krieg 2006 war die Lage im Libanon instabil, die Wirtschaft erlitt grossen Schaden. Die Hoffnung vieler Libanesen auf eine friedliche Zukunft, in der sie in einer gesunden Wirtschaft ihr Auskommen finden, hatte sich zerschlagen. Viele Libanensen mussten Arbeit im Ausland suchen. Das Land und seine Bürger kämpfen täglich ums Überleben. In dieser Situation ist es wichtig, den Menschen eine Perspektive aufzuzeigen, wie sie sich ein Auskommen erarbeiten können. Nachhaltige Aufbauarbeit leistet Aldec(Association for Lebanese Development and Culture). Diese NGO ist ein Partner der Limmat Stiftung in Libanon.
2002 eröffnete Aldec das Institute for Rural and Touristic Development Al Tilal. Von Byblos aus startete es ein umfassendes und nachhaltiges Entwicklungsprogramm für das bergige Hinterland im Norden des Landes. Schwerpunkt war die Ausbildung von Frauen und jungen Mädchen aus dieser unterentwickelten Region. Sie wurden fachlich geschult, damit sie alternative Einkommensmöglichkeiten ausserhalb der Landwirtschaft finden. Gestartet wurde mit einem dreijährigen Kursprogramm mit drei Schwerpunkten:
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Dienstleistung in der Gastronomie und im Hotelfach
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Kunsthandwerk
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Unternehmensführung.
Die Schulungen umfassten eine professionelle Ausbildung mit Abschluss, (Abend-)Kurse von wenigen Wochen Dauer und Wochenend-Workshops. 2008 wurde das Ausbildungszentrum mit einer Unterstützung der Limmat Stiftung erweitert. Der Neubau kann nun Mitte 2009 bezogen werden.
Das Zentrum dient als Operationsbasis für weitere Entwicklungsinitiativen. Viele bildungswillige Frauen dieser ländlichen Gegend sind nicht mobil, und konnten das Zentrum schlecht erreichen. Für sie fand der Unterricht von Al Tilal in einem Schulzimmer-Bus statt, der hinaus in die Dörfer fuhr. Dort wurden Kurse in Computeranwendung, Fremdsprachen (Englisch und Spanisch), Kunsthandwerk, Marketing- und Managementtechniken abgehalten. Dieser niederschwellige Zugang zur Weiterbildung fand enthusiastischen Zuspruch, so dass allein in den Jahren 2006 - 2008 rund 2000 Teilnehmerinnen dieses Angebot wahrgenommen haben und 738 aller geschulten Frauen ein Kleinunternehmen gegründet haben.
Damit sich auch die Primarschulbildung in der Gegend verbessert, schulte Al Tilal Dorflehrer, die an diesem Programm mitarbeiten. Die Mädchen und Frauen der Gegend bildeten Lerngruppen, in denen sie praxisnahe Kenntnisse in Kochen, Werken und Lebenskultur erwarben. Ein weiteres Ziel dieser Gruppen war die Persönlichkeitsentwicklung und das Teamworking der Frauen. So bauten sie ein stabiles Netzwerk auf, das nun die Basis für ein Anschlussprojekt von Al Tilal bildet: die Etablierung von Fremdenverkehr in der ländlichen Gegend von Byblos und Batroun.
Dank der Infrastruktur, welche die Frauen nun bereithalten, kommen nämlich zunehmend mehr Touristen in diese unbekannte Region. So gibt es mehrere Rundreisen zu 15 abgelegen Dörfern, wo vorher kaum je Fremde anzutreffen waren. Nun finden sie dort neben Sehenswürdigkeiten wie Klöster auch eine Gastronomie und Unterkünfte, kleine Shops mit heimischen Produkten und Kunsthandwerk vor. Diese neue Einkommensquelle trägt zur besseren Lebensqualität der Landbevölkerung bei und zeitigte auch Erfolge auf weiteren Gebieten: Die Menschen investieren mehr in die Landpflege ausserhalb der eignen Landwirtschaft. Beispielsweise wurden nach einem Waldbrand 1000 neue Bäume aufgeforstet und ein Förster angestellt.
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